Ausstellung von November 2025 bis Februar 2026

Ausstellungseröffnung:
07. November 2025, 18 Uhr*

Öffnungszeiten der Ausstellung nach Aushang und Vereinbarung: wasserstadt@ferdinand-heide.de


Weitere Termine:

Info-Spaziergänge durch das Areal:
15.,16.,33.,23.11.2025, 14 Uhr*

Fachdiskussion/Vortrag “Wohnen am Wasser”:
23.01.2026, 19 Uhr*








*Treffpunkt: Schaulager, Leinwebergasse 4, 60386 Frankfurt
WASSERSTADT FECHENHEIM


EINE STÄDTEBAULICHE VISION DURCHGESPIELT FÜR EINEN BESONDEREN ORT
UND EIN ZEITGEMÄSSER BEITRAG  ZU AKTUELLEN HERAUSFORDERUNGEN

Angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen und der städtebaulichen und klimatischen Herausforderungen liegt der Planungsfokus immer stärker auf einer Stadtentwicklung, die inno­vativ und behutsam mit den verfügbaren Flächen und dem Bauland umgeht. Flächen­potentiale, die bereits gut mit dem öffentlichen Nahverkehr erschlossen sind und die über besondere Freiraum­qualitäten verfügen, gilt es vordringlich zu nutzen. Mit dem Ziel einer behutsamen Nach-verdichtung der Stadt und der Schaffung des dringend benötigten Wohnraums insbesondere auch für diejenigen, die sich das Wohnen in der Stadt immer weniger leisten können. In unserem unmittelbaren Umfeld, dort wo die Hanauer Landstraße, das Mainknie, der ge­wach­sene Ortskern und das Gewerbeareal Cassella zusammentreffen, gibt es eine scheinbare Rest­fläche, die aus unserer Sicht auch für die übergeordnete Frankfurter Stadtentwicklung eine Bedeutung haben könnte. Wie in anderen bundesdeutschen Großstädten Berlin, Hamburg, Köln, Mainz und nicht zuletzt wie im Westhafen und in Offenbach könnte entlang des Flusses auf bisher ungenutzten Rest- und Gewerbeflächen eine Wasserstadt für Wohnen von ganz besonderer städtebaulicher Qualität entstehen.
Für unsere Planungsstudie gibt es mehrere aktuelle Anlässe: Zum einen sicherlich die immer schwieriger und aussichtsloser werdende Suche nach großflächigen Wohnbauflächen im Stadtge­biet und nicht auf der grünen Wiese, der Wunsch nach Nachverdichtung und der Notwendigkeit von bezahlbarem neuen Wohnraums in der Stadt, aber auch die aktuell anstehenden Ver­änderungen bisheriger Gewerbeansiedlungen, hier konkret der Verkauf des Cassella / Allessa-Areals.
Das Areal verspricht Chancen, hat aber auch erhebliche Herausforderungen und Hürden, insbe­sondere die für diesen Bereich noch anzuwendende Seveso-Richtlinie, die bisher die Nutzung stark einschränkte. So sind wir uns bewusst darüber, dass innovative und visionäre Entwicklungen nur möglich sind, wenn man bereit ist, bisherige Grenzen zu überdenken und den Blick zu weiten. Genau das haben wir einfach einmal – eigenmächtig und aus eigenen Stücken ohne Aufgaben­stellung und ohne Auftrag – gemacht und einen Streifen entlang des Mains, der bisher als Nie­mandsland am Rande eines Industrieareals in keinem Fokus war, überplant. Unsere Hoffnung dabei war, bei Erhalt der Straßen, der Bäume, der schönen Industriebauten und der Türme der biologischen Abwasserreinigungsanlage ein Maximum an Wohnbauten mit bestmöglichem Frei­raum – das heißt mit direktem Mainbezug - zu entwickeln. Wird sind uns bewusst darüber, dass die Beschlusslage des Magistrats aktuell in eine andere Richtung weist, weil ergänzende Gewerbeansiedlungen nicht infrage gestellt werden sollen. Dennoch erlauben wir uns in eine Richtung zu denken, die Wohnen und Gewerbe gleichermaßen berücksichtigt.

Entlang des Mains – östlich der Straße Alt-Fechenheim und auf einer Länge von fast einem Kilo­meter – kann ein Wohnbauareal mit in Summe fast 1000 Wohnungen entwickelt werden. Es ist eine urbane lineare Struktur aus u-förmigen Bausteinen, die sich konsequent mit allen Wohnungen zum Main orientiert. Die ausgewogene Struktur aus Volumen und Freiräumen lebt von den herausragenden Qualitäten des besonderen Ortes: Dem optimal nach Süd-Osten über den Main in den freien Landschaftsraum zugewandten Grundstück und das auf seiner Stadtseite mit der Straßenbahnlinie und der neuen nordmainischen S-Bahn optimal erschlossen ist. Seinen beson­deren Charme bekommt das Areal durch die identitätsstiftende Klinkerarchitektur der Industrie­bauten und durch das Hafenbecken mit verbleibenden Ladestrukturen. Der architektonisch be­stechenden und in ihrer Präsenz an der Hanauer Landstraße hervortretenden Farbenmühle kommt in unserer städtebaulichen Entwicklung als Eingangsbauwerk eine ganz besondere Bedeutung zu. Hier weitet sich der Stadtraum zum Gebäude platzartig auf, wird von Neubauten gefasst und baut neue Blickbezüge bis zum Wasser auf. Das Lager- und Mühlengebäude (die Farbenmühle) verkörpert beispielhaft die um 1900 gültige Auffassung von Fabrikgestaltung. Die Klinkerfassaden trennen deutlich zwischen tragenden und nicht tragenden Teilen der Wand: Pilaster wandeln sich als Abbild des tragenden eisernen Skeletts im Inneren zu Mauerwerks­pfeilern, zwischen denen sich die Wand in Glasflächen auflöst. Die innere Skelettstruktur erlaubt offene, räumlich miteinander verbundene Ebenen, die den idealen baulichen Rahmen für Kunst und Kultur, für Freiberufler, Ausstellungen und Gastronomie bieten.
Das besondere der Planung ist, dass sie beginnend mit kleinen Bausteinen sukzessive entwickelt werden kann. Beginnend am oberen Ende, dort wo sich der Mainbogen aufweitet und wo westlich des Hafenbeckens ein kaum genutzter Parkplatz bereits beste Bebauungsmöglichkeiten bietet, bis südlich herangerückt an die Biotürme, deren besondere Zeichenhaftigkeit als Qualität und Maß­stäblichkeit des Ortes verstanden werden. Erst in einem zweiten oder dritten Bauabschnitt wird der Wechsel auf die westliche Straßenseite vollzogen, für den ein Streifen aus dem bis­herigen Fir­mengelände bis zur Farbenmühle herausgelöst wird. Eine neue baumbestandene Straße ist dann die neue Adresse für die westlichen Wohnbauten, die neue Stadteinfahrt in den historischen Ortskern und die Entlastung für die nördliche Alt-Fechenheim, die zukünftig als Quartiersmitte mit Straßenbahn und urbanen Angeboten fungiert.
Alle Wohnhäuser – die u-förmigen Blockstrukturen – werden ausschließlich vom öffentliche Raum erschlossen, die grünen Blockinnenbereich dienen der Wohngemeinschaft und dem Bezug zur Landschaft. Städtebaulich und architektonisch sind die Neubauten der Tradition der Europäischen Stadt verpflichtet: Sie fassen Straßen und Platzräume und vollziehen eine sorgfältige Abstufung zwischen öffentlichen und privaten Freiflächen. In ihrem Duktus, ihrer Höhe und ihrem Volumen nehmen sie Bezug aufeinander und in ihrer Stellung Bezug zum Ufer. Als Ensemble folgen sie klas­sischen Qualitäten tradierter öffentlicher Frei- und Stadträume. Eine qualitätsvolle Uferzone, die weiterhin öffentlich zugänglich ist, wird im Projekt dadurch erreicht, dass die vorhandenen Kai- und Ufermauern entlang des Hafenbeckens erhalten und erweitert werden. Mit dem Ziel, die halb­öffentlichen Gartenhöfe auf der oberen Ebene anzubieten und die öffentliche Durchwegung auf Flussniveau. Besondere Nutzungen wie ein Jachthafen, Gastronomie und eine Kita, eine kleine Ver­an­staltungshalle etc. sind die neuen Elemente, die dem Ort und Wohnumfeld eine besondere Aufenthaltsqualität geben werden.
Das gesamte Neubauquartier folgt in allen Belangen den Anforderungen an eine nachhaltige Planung: Bei der Auswahl der Baumaterialen, dem ökologischen und ökonomischen Flächen­management, dem Regenwassermanage­ment (Schwammstadt), der quartierseigen Energie­ver­sorgung (Blockheizkraftwerk mit Luft- und Solewärmepumpe), der Stärkung des öffentlichen Nah­verkehrs und dem Verzicht auf Tiefgaragen und Eingriffe in teilweise belastete Böden. Es gibt keine Tiefgaragen, aber dennoch überdecke Stellplätze in den Sockelgeschossen hinter den ohnehin zum Ufer vorhandenen Kaimauern und unterhalb der intensiv begrünten Gartenhöfe.
Die Qualität aller angebotenen Wohnungen lebt zunächst davon, dass innerhalb der Großblöcke klassischen Einzelhäuser und Adressen gebildet werden, von deren Treppenhäusern jeweils pro Geschoss maximal drei Wohnungen erschlossen werden. Viele Wohnungen können hierdurch weitgehend „durchgesteckt“ werden, d.h. sind von zwei Seiten belichtet und belüftet und verfügen zum Gartenhof jeweils über einen großen Balkon mit beeindruckendem Ausblick.
Der Wunsch nach tragbaren Mieten und Angeboten für Familien und „Normalverdiener“ kann durch die recht hohe Quartiersdichte und städtebauliche Ausnutzung, die effiziente Grundriss- und Geschossstruktur, die elementierte Bauweise, den Verzicht auf Unterkellerungen und auf Lüf­tungstechnik etc. dennoch erreicht werden.

Eine Projektidee dieser Größenordnung macht es erforderlich, in Bauabschnitten zu denken, die unabhängig voneinander entwickelt werden können und die in jedem einzelnen Abschnitt eine große eigene Qualität haben und so robust sind, dass immer die gebotene Flexibilität und Offen­heit gegeben ist.

Die Studie soll in erster Linie das Interesse für dieses Areal wecken und aufzeigen, welche Mög­lich­keiten bestehen, wenn bisherige Grenzen überschritten würden. Sicherlich ist nicht zu er-warten, dass ein derart visionäres Projekt an vielen Stellen nicht auch auf Bedenken und Vorbe­halte stoßen würde. Daher soll zunächst ganz besonderes Augenmerk auf der Diskussion der Idee liegen. Wenn eine Vielzahl von Vertretern der Stadtgesellschaft – Bürger, Fachleute, Politiker, Grundstückseigentümer etc. – davon überzeugt wären, dass die Idee Wasserstadt auf einige Fragen und Herausforderungen unser Stadt Antworten geben kann, sollte es möglich sein, diese Stadtentwicklung am Fechenheimer Mainknie weiterzudenken.



Ferdinand Heide Architekten
Planungsgesellschaft mbH

Alt-Fechenheim 103
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