NEUBAU MINISTERIUM DER FINANZEN NRW

DÜSSELDORF









Typologie
Bürobau

Jahr
2021


Status
Wettbewerb, Anerkennung







Die städtebauliche Setzung, die für beide Projekte im vorangegangen Wettbewerb ausgewählt wurde, ist von beachtlicher Qualität und soll für die konkrete Bauaufgabe Finanzministerium nur an drei Stellen optimiert werden:
1. Die spannungsreich komponierten Volumen werden dadurch gestärkt, dass das Atriumgebäude erheblich niedriger und kompakter und das Hochhaus schlanker ausgeprägt wurden.
2. Der verbindende Sockel fasst mit einem „Knick nach Innen“ noch besser den neuen Grünraum und leitet besser in den „Fuge“ zw. beiden Projekten.
3. Das öffentliche Parkhaus, das verständlicherweise nicht wie die Tiefgarage auch noch eingegraben werden soll, wird als Sockelgarage – 1,20m aus dem Gelände ragend – ausgebildet. Dadurch muss es nicht in das Atriumhaus integriert werden, stört nicht dessen räumliche Großzügigkeit und mindert erheblich dessen aufragendes Volumen. Unser Vorschlag verspricht zahlreiche Synergien und ist in der Höhenlage wegen der sehr weitläufigen Freiflächen auch problemlos machbar: Die Andienung und die öffentliche Straße werden mit max. 3-4% Steigung angebunden, der neue Grünraum zum Eingangsplateau anmodelliert und terrassiert. Sollte das Parkhaus in einigen Jahren nicht mehr genutzt werden, könnten hier all die übergeordneten
Nutzungen der Konferenzetagen – Lager, Archiv, Service, IT –, die mit ca. 1000 qm Fläche jetzt noch in den hochwertigen gut belichteten Sockelebenen liegen, verortet werden. Ferner könnten in der umgenutzten Sockelgarage zusätzlich mehrere Hundert weiterer Fahrradstellplätze untergebracht werden, sowie Flächen für die übergeordnete Daten-/ Aktenarchivierung aller Ministerien. Die zwei unterschiedlichen Gebäudevolumen und der Sockel werden über zwei Haupteingänge sowie eine Vorfahrt an der Neusser Straße erschlossen. Das Eingangsfoyer und das Konferenzzentrum verfügen über mit Lufträumen, Freitreppen und Galerien großzügig verbundene Ebenen, die alle überordneten Nutzungen aufnehmen und über die gut einsehbar und großzügig alle Erschließungskerne erschlossen werden können. Auch bei der Nachnutzung einzelner Häuser oder Ebenen werden die Kerne gut aufgefunden.
Bereits im Sockel werden die aufgehenden Gebäudetypologien – das Hochhaus und das Atriumhaus – in ihrer Signifikanz erkennbar. Das letztere öffnet sich mit seinem glasüberdeckten Atrium und seinen offenen Galerien zum Sockel, das Hochhaus mit seinem kompakten Aufzugskern formuliert den „Bug“ der Figur und den Übergang zur Rheinaue und zum Landtag.










Mit einer innovativen Technik, Organisation und Konstruktion wird der Neubau zu einem sehr nachhaltigen Gebäude. Bei der Primärkonstruktion beider Häusern kommt soviel als möglich Holz zum Einsatz. Entlang aller Fassaden im Raster von 1,35m werden in der Regel 40 auf 40 cm dicke, nach Abbrandrate dimensionierte Holztragglieder angeordnet, auf denen im gleichen Abstand Deckenbalken liegen, die eine CLT (cross laminated timber) Platte tragen. Diese Konstruktion liegt beim Hochhaus auf einem tragenden Stahlbetonkern, der mit jeweils auskragenden tragenden Konsolen für alle umlaufenden 7,50 m tiefen Geschossdecken gleiche Auflagerbedingungen schafft. Das 9-geschossige Atriumgebäude kann hingegen nahezu komplett in Holz errichtet werden. Die tragenden Innenstützen und die Stützen der Sockelebene stehen in einem Raster von 5,40m und haben entsprechende Dimensionen und Unterzüge.
Der besondere ökologische Anspruch kann – weil nicht zulässig – nicht mit brennbaren Holzmaterialien in der Fassade gezeigt werden. 
Hier dienen die zahlreichen vertikalen Photovoltaik-Paneele, die der Holzkonstruktion an allen besonnten Fassaden vorgeblendet sind, dem energetischen Anspruch. Um den neuen Park, der vor den Gebäuden entstehen wird, auch in das Projekt zu tragen, erhalten alle Dachflächen egal in welcher Höhe ein dichtes Gründach, teilweise zum Auf- enthalt ansonsten in der obersten Oben punktuell und zusätzlich mit Photovoltaik überdeckt.
Das besondere Raumprogramm aller Büroflächen mit einem Anteil an kleinen Einzelbüros und offenen Arbeits- und Kom- munikationszonen findet bei beiden Gebäuden konzeptionell Berücksichtigung: Beim Hochhaus ist es jeweils der „Bug“ vom Kern bis in die zweigeschossige Loggia, beim Atrium ist es jeweils der „offene innere Ring“ zum Atrium bzw. zum Gartenhof. Bei beiden Gebäuden kann auf Basis der 400qm -Regel jeweils ein offenes Raumgefüge ohne notwendigen Flur erstellt werden. Die mit Türen/ Verglasungen abgeteilten Flächen können jeweils auch als eigenständiger Mietbereich ausgebildet werden.









Die Anmutung der neuen Ministerien wird einerseits geprägt durch die spannungsreihe Baukörpersetzung mit den schräg abgeschnitten vertikal gegliederten Volumen und andererseits durch die transparente offene Struktur der Verwaltung. Trotz der engstehenden Holztragglieder hat die Fassade mit jeweils 90cm breiten geschosshohen Verglasungselementen einen hohen Öffnungsanteil, der gute Tageslichtbedingungen in jedem Raum und eine lebendige Fassade verheißt. Der Son- nenschutz dieser Fensterelemente liegt als Jalousie hinter einer Prallscheibe.
Ein wichtiges Element an der Schnittstelle zum öffentlichen Raum ist der Sockel, der auf der unteren Ebene Maßstäblichkeit erzeugt, unter anderem durch die Trag- struktur, die ähnlich einer Pergola den Balkonen der Konferenzräume vorgestellt ist und eine dichte Begrünung tragen kann. Die großzügigen Eingänge, aber insbesondere die Bibliothek und die Gastronomie sind von Innen und Außen zugänglich und erzeugen Urbanität. Die nichttragende Pergola wäre auch das Element, das unter Berücksichtigung der Brandschutz- anforderungen die zukunftsweisende Holzkonstruktion der Häuser nach außen abbilden kann.






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