DENKMALGERECHTE SANIERUNG UND STÄDTEBAULICHE AUFWERTUNG DER ALTEN BRÜCKE

SAARBRÜCKEN












Typologie
Verkehrsbau

Jahr
2024

Leistung
HOAI LP. 1-8, mit SWECO GmbH und DLA

Bauherr
Landeshauptstadt Saarbrücken

Status
in Planung









Die Brücke ist nicht nur wegen ihrer Bedeutung für die Stadtentwicklung und als Verbindung zwischen der Altstadt und St. Johann herausragend, sondern auch wegen ihrer ursprünglich sehr beachtlichen Länge, mit der sie nicht nur die Saar, sondern auch ausgedehnte Vorlandbereiche überspannte. Diesen
Charakter eines Bauwerks, das mit der kraftvollen Reihung gleicher Bögen die beiden Uferebenen miteinander verbindet, wollen wir mit der Sanierung wieder deutlicher herausarbeiten. Insbesondere im Vorlandbereich auf St. Johanner Seite muss die eigentliche Brücke wieder ablesbarer werden. Gleichzeitig kann der Platz vor dem Staatstheater durch eine Umgestaltung besser mit der Ufer-Grünzone verwoben und die sehr unschöne Situation vor dem Finanzamt verbessert werden. Das Konzept sind abgetreppte Rasenterrassen, die so angelegt werden, dass einerseits von der Fürstenstra.e der Blick auf das Wasser möglich, und anderseits vom Ufer über eine breite Freitreppe der Theaterplatz besser eingebunden wird. Die Integration einer barrierefreien Rampe ist eine Selbstverständlichkeit und ist mit den Rasenterrassen und Freitreppen gestalterisch ansprechend ohne Einschränkung gelöst. Eine elegante einfache Stahl-Konstruktion ergänzt die historische Brücke und überspannt die Autobahn. Als Anbindung des überregionalen Radweges eine neue Radwegrampe mi 3m Breite und 9% Steigung. Die Fahrradrampe wird durch die Brücke “hindurchgesteckt“: 
als Antritt auf der Südseite kann die Rasenfläche so angehoben werden, dass sie identisch mit der ohnehin etwas höher liegenden Autobahn ist. Zur Abkürzung wird Fußgängern eine Freitreppe angeboten, die ebenso in die Rampe integriert ist wie der gewünschte offene Aufzug, mit dem die Barrierefreiheit sichergestellt wird. Die „Balkone / Bastionen“ über den Eisbrechervorlagen der Pfeiler, die bei dem Umbau 1870 zurückgebaut und durch eiserne Geländer ersetzt wurden, werden bei der jetzt anstehenden Sanierung und bei der Freilegung der ursprünglichen Brückenl.nge wieder hergestellt. Die geschlossenen Steinbrüstungen und Bastionen verleihen dem Brückenbauwerk wieder seine ausgewogenen Proportionen und ihre kraftvolle Erscheinung. Es entstehen nicht nur attraktive Aufenthaltsbereiche und Nischen auf der Brücke, sondern die 1,10m hohen Steinbrüstungen ermöglichen es auch, dass in engen Abständen seitlich abstrahlende Leuchten so integriert werden können, dass die gesamte Brückenfläche blendfrei ausgeleuchtet wird und keine weiteren Mastleuchten erforderlich sind. Diese Art der Beleuchtung findet auch in der Brückenerg.nzung Anwendung, wo in die geschlossenen tragenden Stahlbrüstungen ebenso Leuchten integriert sind. Die Ausleuchtung der Fahrradrampe erfolgt über LED-Lichtbänder, die unsichtbar in die beidseitigen Handläufe integriert sind.









Die sanierte Alte Brücke wird durch die Neugestaltung ihrer wichtigen Funktion als Rad- und
Fußgängerbrücke gerecht. Radfahrer werden an beiden Ufern neue breite Rampen angeboten, über die die Auffahrten direkt gegeben sind. Rollstuhlfahrer find auf der St. Johann-Seite sechsprozentige Rampen vor, die subtil in die Rasenterrassen und in die Treppenanlage integriert sind. Auf der Altstadt-Seite wird an die Fahrradrampe die gewünschte offene Aufzugsplattform als Angebot für Rollstuhlfahrer angestellt, Fußgänger sollten die zusätzlich in die Rampe integrierte Treppe benutzen. Die Neugestaltung des Schlosskirchplatz sieht eine geordnete Wegeführung vor, die die Gliederung von Auto-,Fußgänger und Radverkehr ermöglicht. Die zukünftig weithin sichtbare Öffnung der Brückenbögen auf der St Johann Seite braucht eine entsprechend weiträumige und großzügige Geste in der Freiraumgestaltung: Der Entwurf sieht an dieser Stelle eine breite Treppenanlage mit anschließenden weitläufigen Rastenterrassen vor, die sich geschmeidig zum Ufer hinunter in die Saar-Uferwiesen auflösen. Ihre flache Abstufung ermöglicht aus der Innenstadt kommend frühzeitig den einladenden Blick auf das Wasser. Der Tbilissi-Platz erhält durch die großräumigen Terrassierungen einen deutlich sichtbaren Anschluss an die Uferlandschaft der Saar.
Auf der St. Johann Seite erhält die Ufergestaltung durch die sichtbare Verknüpfung mit der Innenstadt die Wertigkeit, die ihr entsprechend ihrer Bedeutung als Gesamtensemble zusammen mit der sanierten Brücke gerecht wird. Der Uferpark bietet verschiedenste Aufenthaltsqualitäten mit sonnigen und schattigen Bereichen in Wassernähe am Ufer. Aktive Bereiche für Ballspiel, Calisthenics, Slackline o.ä. ergänzen das Angebot. Der ehemals vorhandene Spielplatz wird in einer Neukonzeption in den weiter südlichen Verlauf des Uferparks verlegt. Der Baumbestand bleibt weitestmöglich erhalten. Bei Neupflanzungen kommen ausgewählte klimaresiliente Baumarten zum Einsatz. In den extensiven Bereichen werden einzelne Pflanzinseln in einer Stauden- und Gräserauswahl aus heimischen und standortgerechten Arten angedacht, um eine ganzjährige Attraktivität zu erreichen. Für die Stärkung der Biodiversität ergänzen Blühwiesen den Uferbereich. Auf der Altstadtseite wird der Uferbereich mit Sitzstufen am Ufer mit Liegen und Holzdecks in den Saarwiesen aufgewertet. Der Brückenbelag wird aus dem wiederverwendeten Natursteinpflaster niveaugleich hergestellt und in Teilbereichen für die erforderliche Barrierefreiheit rutschsicher angeschliffen. Die Gradiente am Übergang zum Stahlüberbau leicht angepasst.







Über dem Biebricher Fahrwasser werden die Pfeiler des Bestands mit 205 m Stütz- weite aufgenommen und auf den Mombacher Arm – unter besonderer Berücksichti- gung der Naturschutzgebiete am Ufer der Rettbergsaue – übertragen. In den Flussfel- dern besitzen die parallelgurtigen Überbauten als einzellige Stahlhohlkästen mit ortho- troper Fahrbahnplatte Querschnittshöhen von 4,5 m, mit der die Durchbiegungen auf L/375 = 54 cm begrenzt werden. Über den Flusspfeilern wird die Unterkante des Hohlkastens auf 8 m Höhe gevoutet. An die Flussfelder schließen jeweils zu beiden Seiten Felder der halben Hauptstützweite an, deren Querschnittshöhe sich nach der Voute bis zum ersten Uferpfeiler auf 3 m bzw. auf der Rettbergsaue auf 3,5 m reduziert. An diese ebenfalls mit orthotroper Fahrbahnplatte konstruierten Querschnitte schließen sich in den Nachbarfeldern Verbundquerschnitte mit Stahlbetonfahrbahnplatte an. Der Übergang zwischen orthotroper und Verbundplatte wird mit Hilfe spezieller Verbindungs- konstruktionen zur Kraftübertragung im Fahrbahnplattenbereich biegesteif und monolithisch hergestellt. Zur Gliederung der Brückenuntersicht wird in den Vorlandbereichen

kurz hinter dem ersten Uferpfeiler auf einen Verbundquerschnitt mit zwei Hohlkästen gewechselt, der bis zu den Trennpfeilern mit 3 m Querschnittshöhe durchgeführt wird.









Die Spannweiten der einzelnen Brückenfelder wurden so gewählt, dass nicht nur ein ausgewogenes Tragwerk, sondern auch eine hohe Effizienz gegeben ist. Die vorgeschlagene Konstruktion von sowohl mit orthotroper Fahrbahnplatte konstruierten Querschnitten als auch von Verbundquerschnitten mit Stahlbetonfahrbahnplatte verfolgt ebenso das Ziel größtmöglicher Wirtschaftlichkeit.

Für die biegesteife Verbindung zwischen Verbund- und orthotroper Platte wurde ein Anschlussdetail entwickelt. Die Konstruktion der Lärmschutzwand zeigt auf,

wie auch mit einer durchsichtigen Wand durch das Prinzip des Hohlspiegels eine Absorptionswirkung erzielt werden kann. Eine städtebauliche Besonderheit liegt in dem Angebot eines unter der Brücke hängenden Fußgängersteges, der Wiesbaden, die Rettbergsaue und Mainz attraktiv miteinander verbindet. So können Fußgänger und Rad- fahrer die Insel und die gegenüberliegenden Uferzonen ohne Beeinträchtigung durch Verkehrslärm erschließen. Eine besondere Attraktion sind zwei „Brückenbalkone“, die auf den alten, zu breiten Brückenpfeilern im Biebricher Fahrwasser errichtet werden und die einen besonderen Aussichtsplatz über dem Fahrwasser darstellen.








Ferdinand Heide Architekten
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